Die Rechenzentren von Google im US-Bundesstaat Nevada werden nun mit geothermischem Strom betrieben. Die schrittweise Stimulation wurde im US-Bundesstaat Nevada erfolgreich für kommerzielle Zwecke eingesetzt. Ein Kraftwerk in der Nähe der Geothermiezentrale Blue Mountain turbiniert heisses Wasser, das von einer geothermischen Dublette geliefert wird. Diese wurde durch schrittweise Stimulation des kristallinen Gesteins im Untergrund verbunden. Die Stimulationsmassnahmen lösten keine spürbaren Erdbeben aus. Der Erfolg dieses Pilotprojekts ebnet den Weg für weitere, weitaus grössere Projekte in den USA und anderen Teilen der Welt.
Google, der weltweit führende Anbieter von Datenverarbeitung und Datenverkehr, hat sich laut Michael Terrell, Senior Director für Energie und Klima, zum Ziel gesetzt, seine Rechenzentren bis 2030 mit vollständig kohlenstofffreiem Strom zu versorgen. 2021 erteilte Google FERVO, einem Start-up-Unternehmen, das im Bereich Geothermie tätig ist, den Auftrag diese Absicht im Bundesstaat Nevada in die Tat umzusetzen. Der Standort in der Nähe eines Kraftwerks, das für die geplante Geothermiezentrale zusätzliches Wasser turbinieren konnte, war aus hydrogeologischer Sicht und aufgrund der geringen Seismizität ideal gelegen. Die Region befindet sich über einem kompakten Grundgestein, das aus Gneiss- und Granitschichten besteht und Ähnlichkeiten mit dem kristallinen Grundgestein der Schweiz aufweist. Die drei von FERVO durchgeführten Bohrungen hatten umfangreiche Kenntnisse über den Untergrund in dem betroffenen Gebiet erbracht. Die von FERVO durchgeführten Vorarbeiten hatten unter anderem bestätigt, dass in einer Tiefe von 2500 Metern Temperaturen bis zu 190 °C herrschen. Die Idee war, Wasser in den Untergrund zu pumpen, wo es sich erwärmen würde, und es dann an die Oberfläche zu befördern, um die dem Gestein entzogene Wärme durch Turbinieren des Wassers in einem bereits bestehenden Kraftwerk zu nutzen.
FERVO entschied sich für die Methode der schrittweisen Stimulation, die 2012 von der Geo-Energie Suisse AG für die Schweiz patentiert wurde. Diese Methode hat sich im unterirdischen Labor von Bedretto in 1100 Metern Tiefe und im FORGE-Projekt im an Nevada angrenzenden Bundesstaat Utah bewährt. Zunächst wurde in Nevada ein vertikaler Schacht für die Messgeräte gebohrt, mit denen das Verhalten des Untergrunds während und nach den Arbeiten in Echtzeit beobachtet werden kann. Anschliessend wurden zwei weitere vertikale Bohrlöcher bis zu einer Tiefe, die die gewünschten Temperaturniveaus bietet, mit parallelen horizontalen Verlängerungen gebohrt. Nun mussten die horizontalen Verlängerungen verbunden werden, was durch eine schrittweise Stimulation des Gesteins erreicht wurde. Wie in Bedretto und Utah erzeugte jeder Stimulationsschritt eine unmerkliche, aber messbare Seismizität. Bemerkenswert ist, dass die Schwellenwerte für erhöhte Wachsamkeit und Abschaltung höher waren als in Haute-Sorne in der Schweiz. Zwar wurden am Standort Blue Mountain Stützmittel injiziert, doch ist dies in den USA bei Geothermieprojekten nicht üblich, und in Haute-Sorne werden keine Stützmittel verwendet. Das Kraftwerk Blue Mountain produziert seit November 2023 rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche bis 3 MWh geothermischen Strom. Google kauft diesen Strom ein, um seine Rechenzentren in Nevada zu betreiben.
Rechenzentren sind Einrichtungen, die „rund um die Uhr“ viel Strom verbrauchen. Durch die Dekarbonisierung dieses Verbrauchs will Google einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Im Gegensatz zu Solar- und Windenergie kann mithilfe von Geothermie Tag und Nacht saubere Bandenergie bereitgestellt werden, vorausgesetzt man verschafft sich den Zugang zur Erdwärme. Der Bau des Kraftwerks Blue Mountain bewies die Machbarkeit eines solchen Projekts und ermöglichte es FERVO, die Effizienz der Bohrtechniken um 18% zu steigern und die Kosten entsprechend zu senken, was den Weg für eine Duplizierung des Verfahrens ebnete. FERVO liess sich nicht lange bitten und erwarb umgehend eine Konzession in der unmittelbaren Nachbarschaft des FORGE-Projekts in Utah. Zwischen Juni 2023 und Ende 2023 wurden am neuen Standort ein vertikaler Schacht und vier horizontale Bohrungen erstellt. Gegenwärtig laufen die Stimulationsarbeiten, um das geothermische Bohrfeld zu realisieren, mit dem Ziel, bis zu 400 MWh sauberen Strom zu erzeugen.
Der amerikanische Staat fördert das FORGE-Projekt mit 220 Millionen US-Dollar, um die erprobten Methoden zu validieren und ihre Effizienz zu steigern. Die in Utah gewonnenen Erkenntnisse kommen FERVO bereits jetzt durch einen regen Austausch von Fachleuten zugute. Die Geo-Energie Suisse AG, die am FORGE-Projekt beteiligt ist, profitiert durch diesen Austausch ihrerseits von den neuen Erkenntnissen und der Arbeit von FERVO. Nachdem die Machbarkeit des Konzepts der Geo-Energie Suisse AG bewiesen wurde, muss nun die Frage beantwortet werden, ob und unter welchen Bedingungen es in der Schweiz dupliziert werden kann. Ein Erfolg in Haute-Sorne würde bedeuten, dass wir bei der Nutzung dieser nachhaltigen Technologie einen entscheidenden Wendepunkt erreicht haben. GES profitiert im Zuge der Kostenoptimierung in den USA. Dann stünde der Produktion von kohlestofffreiem, nachhaltigem Strom und Wärme in grösserem Massstab nichts mehr im Wege.